To see things thousands of miles away,
things hidden behind walls and within rooms,
things dangerous to come to, to draw closer, to see and be amazed.

10. Januar 2015

Ubud

Eat Pray Laugh



Voller Vorfreude auf Indonesien lande ich spätabends in Denpasar und mache mich ohne großartigen Plan auf. Ein Holländer den ich beim Verlassen des Flughafens kennen lerne meint, dass er auf dem Weg in die Stadt Kuta ist, welche super sein soll. Zusammen mit einem Engländer teilen wir uns ein Taxi #baddesicion. Tarzan in New York – anders kann ich meine Ankuft in Kuta nicht beschreiben. Die Stadt im Süden ist der Ballermann Balis. Achselarmshirtaustralier bewegen sich zwischen Bar und Mc Donalds hin und her, während alle 2 Sekunden ein Händler versucht eine gefälschten Rolex an den Mann zu bringen. Anstelle von kleinen Marktständen reihen sich hier Shoppingmalls mit Luxusgeschäften aneinander. Nach Laos und Kambodscha ein echter Kulturschock für mich. Teuer, ungemütlich, dreckigster Strand meiner Reise, keine Backpacker, Tuk-tuks oder Foodstände – nichts, nada, niente! Kurz gesagt notmyplacetobe. Nachdem dann auch noch mein Laptop seinen Geist aufgegeben und die Kreditkarte gesponnen hat reicht es mir und ich fliehe aus Malle ins echte Bali.

Der Ort Ubud ist genau die richtige Wahl, er ist so, wie man sich Indonesien vorstellt – ein Traum! Dank des Films „Eat, Pray, Love“ hat die kleine Stadt auch international an Bekanntheit erlangt. Grüne Reisterrassen, liebevoll geschmückte Opfergaben, Steinfiguren und so viele weitere, schöne Details, dass man gar nicht weiß wohin man zuerst sehen soll. Für mich ist Ubud wie ein begehbarer Adventskalender, denn hinter den vielen kleine Türen an den Straßen warten unendlich große, paradiesische Gärten oder Guesthouses, die einen immer wieder positiv überraschen. Ich freue mich hier zu sein und bin ganz aufgeregt mit meiner Freundin Sharon diesen Ort zu erforschen, denn ab jetzt bin ich nicht mehr alleine unterwegs! Eine meiner besten Freundinnen aus München begleitet mich die letzten 6 Wochen der großen Reise und macht Indonesien so noch schöner :)




Am Abend ihrer Ankunft merke ich, wie meine Nervosität steigt und als sie dann endlich vor mir steht fallen wir uns in die Arme und umarmen uns für Stunden! Es ist so schön mal wieder jemanden um sich zu haben, der einen kennt und mit dem man über alles reden kann. Wir zwei harmonieren von Anfang an unglaublich gut und dank gleicher Lebens- bzw. Reiseeinstellung wird auch das letzte Land meiner Reise ein wunderbares Abenteuer werden! Sharon hat ihre gute Spiegelreflexkamera mitgenommen, weshalb die folgenden (schöneren) Fotos unserer Reise von ihr kommen werden J #aufwiedersehenzepter. Unser erster gemeinsamer Ausflug geht in den Monkey Forest. Mit Bananen und Erdnüssen ausgestattet sind die Touristen hier ein Magnet für die frechen Tiere und die Affen springen auf unsere Schultern und Köpfe um sich ihre Leckereien zu holen. Anfangs ist man noch ein wenig schüchtern und verängstigt, aber sobald der erste Schock überwunden ist macht es richtig Spaß mit ihnen zu spielen.



In den folgenden Tagen essen wir uns durch die vielen, guten indonesischen Restaurants, handeln wild mit Sarongverkäufern, trinken den teuersten Kaffee der Welt und gefühlt 1000 Liter frisches Kokosnusswasser, erzählen uns alles was passiert ist, springen in Pools von Bekannten, mieten uns Roller (für die mutige Sharon das erste Mal!), besuchen die Reisterrassen und gehen Abends mit Freunden etwas trinken – Reisen kann so schön sein! 




Reisterrassen

Eines Abends sitzen wir mit zwei Neuseeländern im Restaurant, als plötzlich einer der beiden dem Kellner aus dem blauen heraus erzählt, dass er und ich in den Flitterwochen sind. Wir spielen alle mit und steigern uns alle ein wenig in die Geschichte herein während ich der festen Überzeugung bin, dass der Kellner uns eh nicht glaubt. Eine viertel Stunde später kommt plötzlich die gesamte Belegschaft mit einem  kleinen Kuchen an unseren Tisch und fängt an die Hochzeitsversion von Happy Birthday also „Happy Marriage to you“ zu singen. Ich schwanke zwischen lachen und unangenehm, aber letztendlich ist der Kuchen so gut, dass ich meine spontane Hochzeit einfach akzeptiere ;). 

Meine erste Hochzeitstorte
Nach relaxten Tagen in Ubud (zwei Tage davon nur in Cafés  gesessen, gegegessen und geredet) machen wir zwei uns auf zur nächsten Insel: Lombok. 
Unser Buch würde wohl „Eat (eat, eat),Talk, Laugh“ heißen ;)

Auf Fahrtwind und Freiheit und weitere Erlebnisse!

Zeremonie














Fleckenmusang für den Katzenkaffee

Coffee or Poo?


Foodporn














3. Januar 2015

Koh Rong

Insel, Sigi und Silvester




Nach meiner Flucht aus Phnom Penh war die Rettung auf die Insel Koh Rong genau die richtige Entscheidung. Die kleine Insel im Süden Kambodschas ist das Ziel vieler Touristen während der Festtage. Ich mache mich auf die schwierige Suche nach einem Dorm für die erste Nacht bzw. einem Zimmer, damit Kathi, Teresa und Fritz eine nette Unterkunft haben, wenn sie am nächsten Tag nachkommen. Es gibt keine Straße auf der kleinen Insel. Das Leben spielt sich fast nur am Strand und den dortigen Unterkünften bzw. Restaurants ab. Während man hier entlang läuft muss man nur darauf achten nicht in die Rinnen zu treten die von den Häusern ins Wasser laufen - Abflussrohre gibt es hier nämlich kaum...#pfui.
Ich treffe meine englischen Freunde aus Krabi wieder und verbringe den ersten Tag mit ihnen am Strand um NICHTS zu machen außer lesen, sonnen und baden – das Leben ist schön! Am nächsten Tag lerne ich zwei weitere Deutsche kennen und verbringe den Tag mit ihnen, Abends sitzen wir alle entspannt am Strand und genießen bei einem Fruit Shake das Inselleben. Der Place to Eat in Koh Rong ist „Sigi´s Thaifood“. Ein älterer Thailänder schmeißt dort alleine seine provisorische Küche und verzaubert alle mit tollen Gerichten. Abends stehen die Leute Schlange um dort Essen zu dürfen und wir natürlich mitten drin! Doch es lohnt sich immer wieder! 
Sigi aus Bangkok - bester Koch auf Koh Rong!

Jeder schwärmt von „Long Beach“ auf der anderen Seite der Insel deshalb machen wir uns am 3. Tag auf den Weg durch den Dschungel zum Paradies. Nach einer Stunde klettern erreichen wir den weißen Strand und rasten erst einmal aus vor Freude. So schön!! Wir schwimmen stundenlang im Wasser und lassen die Sonne auf unsere Asiafoodbäuchlein scheinen. Nach einem #schonwieder wunderschönen Sonnenuntergang machen wir uns mit dem Boot auf den Rückweg. 

durch den Dschungel zum Paradies
angekommen!
Sonnenuntergang am Long Beach

Da die Insel zwar schön, aber für Parties eher weniger geeignet ist beschließen wir Silvester am Festland in Sihanoukville (oder S-Town, die Stadt mit S – den richtigen Namen konnte sich keiner merken!) zu feiern. Während ich in ein zentrales Hostel zu Flo und Ünalp ziehe (die ich in Koh Rong kennen gelernt habe) wollen die anderen drei in ein anderes, schöneres Hostel außerhalb. Die Jungs haben mir Gott sei Dank ein Bett reserviert, denn am 31.12 wäre es ein Ding der Unmöglichkeit gewesen noch bezahlbare, freie Unterkünfte zu finden. Kathi, Teresa und Fritz haben nicht so viel Glück und bekommen als Alternative Liegen am Swimmingpool geboten und die Lustigen verlängern gleich für die nächste Nacht :-D


Silvester war wirklich super schön und witzig. Es war so ungeplant und spontan, trotzdem hätte es nicht besser ablaufen können. So viele Ereignisse, dass ich diese Nacht diesmal gerne für mich behalte bzw. lieber persönlich erzähle. Nur so viel: Der Anblick von tausenden Laternen die über dem Meer empor steigen ist es schon Wert hier gefeiert zu haben. 
Nach zwei weiteren sonnigen und lustigen Tagen mit Ünalp und Flo geht es für mich auf in das letzte Land meiner Reise: Indonesien! Möge auch dieses Kapitel so wunderbar werden wie die bisherigen.

Reunion with my english friends


Kleine Gasse zu unserem Hostel



Mit dem Schiff zurück


Silvester Poolparty



Ein guter Start ins neue Jahr!

Phnom Penh

Die Leiden Kambodschas

Nase zu und durch, so lautet mein Rat für Phnom Penh. Die mit Abstand hässlichste Stadt in der ich bisher gewesen bin. Die Müllabfuhr existiert hier nicht oder hat ihre Arbeit abgelegt, anders kann man sich die Berge an Abfall nicht erklären die auf jedem Quadratzentimeter der Stadt wachsen. Die Gewässer stehen vor Dreck und überall schwimmt Plastik, dementsprechend riecht (noch nett ausgedrückt) es in der Stadt. Zusammen mit der schwülen Hitze und dem Benzin in der Luft fühlt man sich einfach nur unwohl hier. Ich war nur einen Tag in dieser Stadt um mir die Killing Fields in Choeung Ek anzusehen. Zuvor hatte ich um ehrlich zu sein keine Ahnung von der Geschichte Kambodschas und war umso schockierter als ich mit der schrecklichen Wahrheit konfrontiert wurde. Deshalb geht dieser Artikel weniger um Phnom Penh, als mehr um die tragische Vergangenheit des Landes.

Tage im Gefängnis

Die Tragik beginnt mit einem kambodschanischen Lehrer namens Pol Pot, welcher bei seinem Studium in Frankreich gefallen an der Kommunistischen Partei findet. Zurück in seiner Heimat gründet er mit weiteren Anhängern die Khmers Rouges und gelangt 1975 an die Macht. Ihre Idee war ein radikal-kommunistischer Bauernstaat. Alle Menschen werden aus den Städten vertrieben um auf dem Land zu arbeiten. Sie stecken die intellektuellen Leute, Lehrer, Professoren, Menschen die eine Fremdsprache beherrschen oder auch nur diejenigen die eine Brille tragen in Gefängnisse (das Bekannteste: S-21). Unter unmenschlichen Bedingungen leben sie dort zusammengepfercht und warten auf Ihren Tot. Schulen, Universitäten wurden geschlossen und zu Gefängnissen umgebaut. Mitten in der Nacht wurden die Gefangenen zu den (heute so genannten) Killing Fields gebracht. Mit der Ausrede, dass sie in neue Häuser transportiert werden, wurden sie ruhig gehalten. Dort angekommen mussten sich die Leute der Reihe nach mit verbundenen Augen vor eine große Grube knien um dann systematisch umgebracht zu werden (mit allem was gerade zur Hand war). Sogar Babys werden an den Beinen gepackt, gegen einen Baum geschleudert und dann in die Grube geworfen. Damit es nicht stinkt und falls jemand den Schlag doch überlegt haben sollte wurde noch giftiges Pulver über den Leichenhaufen geschüttet. Um die Schreie der Menschen zu übertönen spielten sie die ganze Nacht sozialistische Lieder über Lautsprecher. Es dauert 3 Jahre bis das Regime endlich gestürzt wird 1/3 der Bevölkerung also über 20.000 Menschen wurden in dieser Zeit ausgelöscht.  Die Schreckensherrschaft war zwar vorbei, doch bis 1996 hin terrorisierten Guerilla Krieger der roten Khmer weiterhin die Bevölkerung.

Armbänder am Rande der Massengräber

Knochen in der Erde

Opfer der roten Khmer

Es ist erschreckend, dass es erst vor einigen Jahren gewesen ist. Noch heute sind die Menschen traumatisiert von den damaligen Ereignissen. Beim Besuch der Killingfield ragen immer noch Knochenteile und alte Kleidungsfetzen  aus dem Boden. Die Schuldigen wurden viel zu spät verurteilt (Pol Pot im Übrigen nie!). Die roten Khmer hatten zuvor sogar einen Sitz in der UN -ist das zu glauben? Die Geschichte klingt fast genauso wie die der Deutschen zur Zeiten Hitlers und je mehr Bilder ich sehe, je mehr Geschichten ich höre, desto mehr zieht es mich herunter. Es ist kaum zu glauben, dass niemand mitbekommen hat was in diesem Land vor sich ging. Ein Bürgerkrieg, Menschen des eigenen Landes bringen sich gegenseitig um, Verraten unter Folter ihre Familien und Freunde, werden zu Soldaten um nicht selbst getötet zu werden, Kinder werden von ihren Eltern getrennt...ganz schön schwere Kost für einen Tag.
Aber Kambodscha entwickelt sich, mit Gedenkstätten wird an die traumatischen Ereignisse erinnert und sich der Wahrheit gestellt. Hoffentlich passiert so etwas nie wieder!


Nach so viel Leid und Tot brauche ich eine große Portion Glück um das ganze zu verarbeiten. Und wo geht so etwas besser als am Meer, bei Strand und Sonne? Auf zur Insel Koh Rong!

Die Gedenkstupa voll mit menschlichen Schädeln

Mit Audio Guide über die Killing Fields








Schädel in der Gedenkstupa


Erst Schule, dann Gefängnis - das S21



Pol Pot weggesperrt - leider nie in der Realität

Zeichnung eines Kindes

Gefängniszellen des S21