Die Leiden Kambodschas
Nase zu und durch, so
lautet mein Rat für Phnom Penh. Die mit Abstand hässlichste Stadt in der ich
bisher gewesen bin. Die Müllabfuhr existiert hier nicht oder hat ihre Arbeit
abgelegt, anders kann man sich die Berge an Abfall nicht erklären die auf jedem
Quadratzentimeter der Stadt wachsen. Die Gewässer stehen vor Dreck und überall
schwimmt Plastik, dementsprechend riecht (noch nett ausgedrückt) es in der
Stadt. Zusammen mit der schwülen Hitze und dem Benzin in der Luft fühlt man
sich einfach nur unwohl hier. Ich war nur einen Tag in dieser Stadt um mir die
Killing Fields in Choeung Ek anzusehen. Zuvor hatte ich um ehrlich zu sein keine
Ahnung von der Geschichte Kambodschas und war umso schockierter als ich mit der
schrecklichen Wahrheit konfrontiert wurde. Deshalb geht dieser Artikel weniger
um Phnom Penh, als mehr um die tragische Vergangenheit des Landes.
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Tage im Gefängnis |
Die Tragik beginnt mit
einem kambodschanischen Lehrer namens Pol Pot, welcher bei seinem Studium in
Frankreich gefallen an der Kommunistischen Partei findet. Zurück in seiner
Heimat gründet er mit weiteren Anhängern die Khmers Rouges und gelangt 1975 an die Macht. Ihre Idee war ein
radikal-kommunistischer Bauernstaat. Alle Menschen werden aus den Städten
vertrieben um auf dem Land zu arbeiten. Sie stecken die intellektuellen Leute, Lehrer,
Professoren, Menschen die eine Fremdsprache beherrschen oder auch nur
diejenigen die eine Brille tragen in Gefängnisse (das Bekannteste: S-21). Unter
unmenschlichen Bedingungen leben sie dort zusammengepfercht und warten auf
Ihren Tot. Schulen, Universitäten wurden geschlossen und zu Gefängnissen umgebaut.
Mitten in der Nacht wurden die Gefangenen zu den (heute so genannten) Killing
Fields gebracht. Mit der Ausrede, dass sie in neue Häuser transportiert werden,
wurden sie ruhig gehalten. Dort angekommen mussten sich die Leute der Reihe
nach mit verbundenen Augen vor eine große Grube knien um dann systematisch
umgebracht zu werden (mit allem was gerade zur Hand war). Sogar Babys werden an
den Beinen gepackt, gegen einen Baum geschleudert und dann in die Grube
geworfen. Damit es nicht stinkt und falls jemand den Schlag doch überlegt haben
sollte wurde noch giftiges Pulver über den Leichenhaufen geschüttet. Um die
Schreie der Menschen zu übertönen spielten sie die ganze Nacht sozialistische
Lieder über Lautsprecher. Es dauert 3 Jahre bis das Regime endlich gestürzt
wird 1/3 der Bevölkerung also über 20.000 Menschen wurden in dieser Zeit
ausgelöscht. Die Schreckensherrschaft
war zwar vorbei, doch bis 1996 hin terrorisierten Guerilla Krieger der roten
Khmer weiterhin die Bevölkerung.
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Armbänder am Rande der Massengräber |
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Knochen in der Erde |
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj8DcYaPue9P2dVmp6loFcylR9H95b6wmCZmwU9Fnr8c8-R1jZ2oKihSsl81eocNzrne4VMWcyfbwojuiQZ2HV9-9jhRbnsdynn2163gYiv4RrCwcwcQ17jiRsU8pziDvwv_gOeN0FWVWM/s1600/DSCF7312.JPG) |
Opfer der roten Khmer |
Es ist erschreckend,
dass es erst vor einigen Jahren gewesen ist. Noch heute sind die Menschen
traumatisiert von den damaligen Ereignissen. Beim Besuch der Killingfield ragen
immer noch Knochenteile und alte Kleidungsfetzen aus dem Boden. Die Schuldigen wurden viel zu
spät verurteilt (Pol Pot im Übrigen nie!). Die roten Khmer hatten zuvor sogar
einen Sitz in der UN -ist das zu glauben? Die Geschichte klingt fast genauso
wie die der Deutschen zur Zeiten Hitlers und je mehr Bilder ich sehe, je mehr
Geschichten ich höre, desto mehr zieht es mich herunter. Es ist kaum zu
glauben, dass niemand mitbekommen hat was in diesem Land vor sich ging. Ein
Bürgerkrieg, Menschen des eigenen Landes bringen sich gegenseitig um, Verraten
unter Folter ihre Familien und Freunde, werden zu Soldaten um nicht selbst
getötet zu werden, Kinder werden von ihren Eltern getrennt...ganz schön schwere
Kost für einen Tag.
Aber Kambodscha
entwickelt sich, mit Gedenkstätten wird an die traumatischen Ereignisse
erinnert und sich der Wahrheit gestellt. Hoffentlich passiert so etwas nie
wieder!
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